Coopers Werke und was Gerstäcker davon kannte

Möglicherweise hat Friedrich Gerstäcker die beiden ersten Werke Coopers in deutscher Sprache aus dem Natty-Bumppo-Zyklus schon mit 10 oder 11 Jahren gelesen. In seiner launigen Abhhandlung Geschichte eines Ruhelosen, 1870 in der Gartenlaube veröffentlicht, gibt er jedoch zunächst Defoes Robinson Crusoe die Schuld an seinem lebenslangen Fernweh. Im Gegensatz zum Cooper'schen Werk lässt sich hier allerdings nicht mehr sagen, welche Ausgabe Gerstäcker davon las. Schon im Jahre des Erscheinens in England 1719 folgten vier Übersetzungen in deutscher Sprache, ab 1722 kamen weitere hinzu und eine große Anzahl von Nachdichtungen.

Auch bei der Cooper-Ausgabe gab es gleichzeitig verschiedene Ausgaben in Deutschland:

Die Originalausgaben und deutsche Übersetzungen

·         The Pioneers,or the Sources of the Susquehanna; A Descriptive Tale.- New York: Charles Wiley. 1823.
XII, 275 SS.; 329, 3 SS. 2 Bände

·         Pioneers,or the Sources of the Susquehanna; A Descriptive Tale.- London: John Murray. 1823.
268 SS.; 274 SS.; 364 SS. 3 Bände

Deutsche EA: Die Ansiedler oder Die Quellen des Susquehannah.- Leipzig: E. Klein. 1824 und Leipzig: Wienbrack. 1824

Die Ansiedler. Frankfurt a. M.: J.D.Sauerländer, 1826/27, 6 Bände

  • The Last of the Mohicans; a Narrative of 1757.- Philadelphia: H. C. Carey & I. Lea. 1826.
    XII, 282 SS.; IV, 289 SS.
    2 Bände
  • The Last of the Mohicans; a narrative of 1757, by the author of "The Spy," "The Pilot," "The Pioneers," etc.- London: John Miller 1826.
    287 SS.; 276 SS.; 295 SS.
    3 Bände, etwa 1 Monat nach der amerik. Ausgabe.
  • Deutsche EA: Der Letzte der Mohicans.-Braunschweig: Friedrich Vieweg. 1826. und Der Letzte der Mohikaner.- Stuttgart: Brodhag. 1826 und Frankfurt: J. D. Sauerländer. 1826 und Der letzte Mohican.- Stuttgart: Gebrüder Franckh. 1826.
  • The Prairie. A Tale.- London: Henry Colburn and Richard Bentley. 1827.
    VIII, 339 SS.; IV, 370 SS.; IV, 366 SS.
    3 Bände
  • The Prairie. A Tale.- Philadelphia: Carey, Lea & Carey. 1827.
    252 SS.; 276 SS.
    2 Bände
  • Deutsche EA: Die Steppe.- Frankfurt am Main: Johann David Sauerländer. 1828
  • Interessant ist es, einmal zu vergleichen, wie Hawk-eye und Chingachgook im Mohikaner beschrieben werden:

    Der letzte Mohikaner - 1826

    Diese schwachen und abgebrochenen Töne waren indes den Waldbewohnern zu bekannt, um ihre Aufmerksamkeit von dem interessantern Gegenstandes ihres Gesprächs abzulenken. Während der eine von diesen müßigen Wanderern sich durch die rotbraune Haut und den wilden Putz als einen Eingebornen der Wälder kenntlich machte, verriet unter der Hülle seiner rohen und fast wilden Kleidung der Andere eine lichtere, wiewohl von der Sonne verbrannte und lang verblichene Gesichtsfarbe, die auf eine europäische Abstammung schließen ließ. Der erstere saß auf dem Ende eines bemoosten Stammes, und seine Stellung vergönnte ihm, die Wirkung seiner ernstlichen Sprache durch  die ruhigen, doch ausdrucksvollenGebärden eines im Wortwechsel begriffenen Indianers zu erhöhen. Sein Körper, fast unbekleidet, bot ein furchtbares Bild des Todes dar, durch die Mischung der weißen und schwarzen Farbe, mit welchen er ihn bemalt hatte. Sein kahl geschorener Kopf, auf welchem, außer dem bekannten Büschel mitten auf der Hirnschale, kein Haar verschont worden war, zeigte keinen Schmuck von irgend einer Art, eine einzige Adlersfeder ausgenommen, welche von seinem Wirbel über die linke Schulter herabhing. Eine Streitaxt und ein Skalpiermesser, von englischer Arbeit, steckten in seinem Gürtel, während  ein kurzes Feuergewehr, demjenigen ähnlich, womit die Weißen ihre Bundesgenossen unter den Wilden zu bewaffnen pflegen, nachlässig quer über seinem entblösten und nervigen Knie lag. Die gewölbte Brust, die vollkommenen Glieder, und die ernste Haltung dieses Krieges schienen anzudeuten, daß er seine höchste Lebenskraft erreicht hatte, wiewohl sich keine Spur von dem Abnehmen derselben zeigte.

    Die Gestalt des Weißen, den unbekleideten Teilen nach zu urteilen, schien die eines Menschen, der Mühseligkeiten und Anstrengungen von frühester Jugend an ertragen hatte. Sein Körper, obgleich muskulös, war eher schwach, als stark und voll; aber jede Nerve uns Muskel schien gespannt und abgehärtet durch unablässige Arbeit und Kampf mit Gefahren. Er trug ein grünes Jagdkleid, mit verblichenem Gelb eingefaßt und eine Sommermütze von glatt geschorenem Fell. In seinem Gürtel steckte ebenfalls ein Messer, jedoch keine Streitaxt. Seine Mokassins oder Halbstiefel waren nach Art der Eingeborenen bunt verziert. Die übrige Bekleidung seiner Beine bestand aus einem paar Gamaschen von Bocksleder, an den Seiten mit Schnüren besetzt, und über dem Knie mit der Sehne eines Hirsches festgebunden. Eine Jagdtasche und ein Pulverhorn vollendete seinen persönlichen Putz; doch lehnte eine sehr lange Büchse, welche die Waldbewohner durch die Theorie der Weißen belehrt, für das gefährlichste aller Feuergewehre hielten, an einem jungen Stamme. Das Auge des Jägers oder Kundschafters, welches von beiden er auch sein mochte, war klein, lebhaft, keck und unruhig, und rollte, während er sprach, nach allen Seiten umehr, als ob er ein Wild ausspähe, oder die plötzliche Erscheinung irgend eines verborgenen Feindes fürchte. Ungeachtet dieser Zeichen des Argwohns, war sein Gesicht nicht nur ohne Verstellung, sondern es trug in dem Augenblicke, wo wir ihn auftreten sahen, selbst den Ausdruck offener Redlichkeit. 

    Übersetzt von Heinrich Döring .Frankfurt am Main: Gedruckt und verlegt bei Johann David Sauerländer, 1826

     

    Alles über Friedrich Gerstäckers Werke

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