Die komplette Biographie

Am 10. Mai 1816 in Hamburg geboren, wurde Friedrich Gerstäcker die Reiselust quasi in die Wiege gelegt. Sein Vater Karl Friedrich war ein gefeierter Operntenor, seine Mutter Luise Friederike musste ihren Beruf als Schauspielerin nach der Heirat aufgeben. Durch zahlreiche Konzertverpflichtungen des Sängers reiste die junge Familie häufig nach Braunschweig zu Verwandten, um seine Rückkehr abzuwarten, oder man war gemeinsam zu Gast im Hause des Komponisten Carl Maria von Weber in Dresden.

Der junge Friedrich verlor früh seinen Vater durch die Schwindsucht, und von der mageren Rente konnte die Witwe kaum die drei Kinder und sich ernähren. Abhilfe kam vom Onkel Eduard Schütz in Braunschweig, dem Theaterdirektor und erstem Faust-Darsteller. Ihm setzte er ein literarisches Denkmal in der Figur des Theaterdirektors Süßmeier im Roman „Im Eckfenster“ Friedrich Gerstäcker verlebte seine ersten Schuljahre in Braunschweig, später wechselte er dann nach Leipzig. Der berufliche Weg schien von der Mutter vorgezeichnet zu sein: Friedrich sollte Kaufmann werden – aber schon nach wenigen Monaten Lehrzeit verließ er Kassel und schlug sich zu Fuß zur Mutter durch.

Vermutlich durch die Werbung Kasseler und Giessener Auswanderervereine hatte Gerstäcker jetzt nur ein Ziel im Kopf: Er wollte nach Amerika auswandern. Seine Mutter überredete ihn jedoch, zunächst eine landwirtschaftliche Lehre als Vorbereitung für das Farmerleben zu absolvieren. Drei Jahre Ausbildung auf einem Rittergut bei Grimma, und dann hielt den jungen, knapp 21jährigen Ökonom im Jahre 1837 nichts mehr. Zusammen mit vielen anderen folgte er dem Strom der Auswanderer und erreichte nach einer teilweise turbulenten Überfahrt das Land seiner Sehnsucht, das er in den folgenden sechs Jahren auf sehr abenteuerliche Weise durchstreifen sollte. Von New York bis in die Wälder vor Toronto, vom Mississippi nach Texas, und immer wieder Jagdabenteuer in Arkansas, wo er nach eigener Aussage seine „schönsten Jugendjahre“ verlebt hat. Als Hotelier in Louisiana verdiente er sich schließlich das Geld für die Rückreise und kehrte 1843 heimwehkrank nach Hause zurück. Seine Abenteuer hatte er getreu für die Familie in seinem Tagebuch festgehalten, das dann die Grundlage für seine erste Veröffentlichung wurde: „Streif- und Jagdzüge durch die Vereinigten Staaten von Nordamerika“.

Friedrich Gerstäcker bestritt nun seinen Lebensunterhalt mit Übersetzungen und kleinen Erzählungen für zahlreiche Zeitschriften, veröffentlichte seine bis in die heutige Zeit immer wieder aufgelegten Romane „Die Regulatoren in Arkansas“ und „Die Flusspiraten des Mississippi“ . Obwohl er inzwischen geheiratet und eine Familie gegründet hatte, trieb es ihn erneut in die Ferne. 1849 ging es zunächst nach Südamerika, wo er auf abenteuerliche Weise die Cordilleren im Winter überquerte, dann auf die Goldfelder Kaliforniens, wo er sich vergeblich abmühte, um mit den Goldfunden nur seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Ein Walfänger nahm ihn mit in die Südsee, wo er einige Zeit auf einer Insel mit den Eingeborenen lebte, ehe es ihn wieder weiter trieb

Seine Reise brachte ihn nach Australien, wo ebenfalls der Goldrausch ausgebrochen war. Nachdem er auch hier das Landesinnere teilweise erkundet und den Murray-River ausgemessen hatte, war die nächste Station Java, erst dann ging es zurück nach Deutschland. Die Auswertung seiner Reiseeindrücke ließ ihn schnell zu einem der bekanntesten deutschen Schriftsteller werden. Der Reisebericht „18 Monate in Südamerika“, die Romane „Nach Amerika!“ oder „Tahiti“ bezeugen seinen Fleiß. Aber das Leben in Deutschland als ruhiger Philister, die Gemsjagd in Tirol genügte ihm nicht – der fernwehkranke Gerstäcker reiste 1860 erneut nach Südamerika, wo er sich diesmal 18 Monate aufhielt und am Pailon in Ecuador half, eine neue Kolonie zu gründen, bevor er zu weiteren Streifzügen in das Landesinnere aufbrach. 1861 zurück in der Heimat musste er feststellen, dass seine kranke Frau inzwischen verstorben war, die Briefe hatten ihn nicht erreicht.

Um sich abzulenken, unternahm er auf Bitten des Herzogs von Sachsen-Coburg-Gotha eine Reise nach Ägypten als Begleiter der adligen Jäger und zugleich als deren Ratgeber bei der Großwildjagd. 1863 heiratete er erneut, aber schon im Jahr 1866 ist er erneut auf Reisen, diesmal nach Nordamerika, wo er die alten Schauplätze seines ersten Aufenthaltes aufsucht und ein nach dem Bürgerkrieg völlig verändertes Nordamerika vorfindet, in dem die befreiten Sklaven buchstäblich auf der Straße liegen und keine Arbeit finden. Weiter ging es nach Mexiko, Ecuardor, Westindien und Venezuela, bevor er in die Heimat zurückkehrte. Als Kriegsberichterstatter der Gartenlaube sehen wir ihn 1870/1 an der Front im Deutsch-Französischen Krieg. Inzwischen ist Braunschweig sein Wohnsitz geworden, wo er in Ruhe arbeiten kann. Im Mai 1872 ist er in den Reisenvorbereitungen für eine große Asien-Reise, als ihn in der Nacht vom 30. auf den 31. Mai der Gehirnschlag ereilt – Friedrich Gerstäcker fand seine letzte Ruhestätte auf dem Magnifriedhof in Braunschweig.


Alles über Friedrich Gerstäckers Werke

photo photo photo photo